
Brockhaus Mensch Natur Technik (2000)
Das war die Prognose für das Jahr…
2003: Digitalkameras lösen herkömmliche Kameras ab →
2006: Dank Satellitenortung geben intelligente Ampeln Bussen den Vorrang →
2007: Ursachen von Alzheimer bekannt →
2008: Pkw mit Abstandsreglern sind weit verbreitet →
2008: Offshore-Windparks mit mehr als 100 kW Leistung →
2009: Das Bildtelefon ist in Haushalten weit verbreitet →
2009: Wochen-Wetterprognosen mit 95% Treffergenauigkeit →
2012: Virtual-Reality-Erlebnisparks weit verbreitet →
2013: HIV-Impfstoff auch für Entwicklungsländer verfügbar →
2014: sichere Endlagerung radioaktiver Abfälle →
2015: Sehende Roboter, die autonom Aufgaben erledigen →
2018: Allergien sind heilbar →
2018: Hyperschallflugzeuge im Langstreckenverkehr →
2021: PKWs mit wasserstoffbetriebenen Verbrennungsmotoren sind weit verbreitet →
Das Ergebnis: Die Experten unterschätzten die Barrieren und Weichenstellungen für den Fortschritt bzw. konnten Innovationen nicht vorhersehen. Beispielsweise wurde das Aufkommen und die Relevanz der sozialen Medien nicht in Betracht gezogen. Smartphones und die mobile Dienste kamen schneller als erwartet. Gerade die sozialen Medien haben jedoch entscheidende Auswirkungen auf alle Bereiche, vor allem auf die sozialen Strukturen und deren Dynamiken und damit – z. B. über die Befeuerung der Konservativen auf der einen oder des Fortschritts auf der anderen Seite – auf alle anderen Bereiche.
Grundsätzlich hat die Studie jedoch dazu beigetragen, sich Chancen und Risiken in den vorherrschenden Bereichen vor Augen zu führen und zu bewerten. Ohne die Prognose beispielsweise des Klimawandels oder der Bevölkerungszahlen, wären existenzielle Maßnahmen nicht angegangen worden.
Prognose für 2003: Digitalkameras lösen herkömmliche Kameras ab
2003 waren es noch weniger als 19 Prozent der Haushalt, in denen eine Digitalkamera vorhanden war. Erst 2014 war das Maximum mit rund 76 % erreicht. Seitdem geht der Anteil der Haushalte wieder zurück, weil das Smartphone die Digitalfotografie mit übernommen hat.
Prognose für 2006: Dank Satellitenortung geben intelligente Ampeln Bussen den Vorrang
2023: Erst jetzt werden intelligente Ampeln eingesetzt. Sie sind weniger auf Satelliten angewiesen, sondern analysieren per Kamera und Radarsensoren
Vermutung: Zwar gleiten tatsächlich inzwischen 7.500 Satelliten durchs Weltall (Stand 31.05.2023, die meisten sind Starlink-Satelliten von SpaceX)i und viele unterstützen bei der Navigation, aber offensichtlich hat der öffentliche Nahverkehr nicht die Relevanz erhalten, sprich, eine flächendeckende Umrüstung wäre zu teuer. Stattdessen wurden Busspuren eingeführt, die damit gleichzeitig den Autoverkehr unattraktiver machen, also mehr Lenkungswirkung haben.
Prognose für 2007: Ursachen von Alzheimer bekannt
2023: Erst 2019 wurden die Zusammenhänge mit entzündlichen Prozessen im Gehirn erkannt. Es gibt viele weitere Teilursachen für Alzheimer, noch immer sind aber nicht alle bekannt.
Prognose für 2008: Pkw mit Abstandsreglern sind weit verbreitet
2023: Es gibt Abstandsregler, sie sind jedoch erst jetzt so weit verbreitet, dass man davon sprechen kann, dass sie zum Standard geworden sind. Auch hier war die Priorität der Fahrer nicht hoch genug. Für das autonome Fahren sind sie Voraussetzung, aber das steht gerade noch am Anfang seiner Verbreitung Richtung Massenmarkt.
Prognose für 2008: Offshore-Windparks mit mehr als 100 kW Leistung
2023: Die ersten großen Offshore-Windparks gingen 2010 in der Nordsee in Betrieb. Deutschland hat im Vergleich zu anderen Ländern mit fast 30 Stück eine sehr hohe Anzahl laufender Windparks in Nord- und Ostsee.ii
Prognose für 2009: Das Bildtelefon ist in Haushalten weit verbreitet
Das Bildtelefon wurde durch Smartphones, Laptops und Tablets quasi übersprungen.
Prognose für 2009: Wochen-Wetterprognosen mit 95% Treffergenauigkeit
2023: Selbst für die kommenden 3 Tage beträgt die Treffsicherheit für Wetterprognosen derzeit nur etwas mehr als 75 %.
Prognose für 2012: Virtual-Reality-Erlebnisparks weit verbreitet
2023: VR-Brillen sind endlich für den Verbraucher erschwinglich, auch gibt es erste VR-Erlebnis-Angebote, aber noch immer sind sie nicht weit verbreitet.
Prognose für 2013: HIV-Impfstoff auch für Entwicklungsländer verfügbar
2023: Es gibt noch immer keinen Impfstoff
Prognose für 2014: sichere Endlagerung radioaktiver Abfälle
2023: Für hoch radioaktiven Atommüll gibt es in Deutschland noch gar kein Endlager, die Bundesgesellschaft für Endlagerung sucht derzeit nach einem geeigneten Standort. Dieser soll bis 2031 feststehen. Allein in Finnland gibt es für hochradioaktive Abfälle ein Endlager, das sich zumindest im Zulassungsverfahren befindet.iii
Prognose für 2015: Sehende Roboter, die autonom Aufgaben erledigen
2023: Erst seit 2021 werden tatsächlich sehende Roboter, vor allem in der Logistik, eingesetzt
Prognose für 2018: Allergien sind heilbar
2023: Bis heute kann man Allergien nur abschwächen, aber nicht heilen
Prognose für 2018: Hyperschallflugzeuge im Langstreckenverkehr
2023: Nada. Offensichtlich sind für eine Gewährleistung der Sicherheit hohe Umrüstungen und Umgestaltungen der Flughäfen nötig. Am Bau des BER, der allein 20 Jahre gedauert hat sieht man, dass umfassende Neuerungen in diesem Bereich langen Vorlauf benötigen, in dem man dann die bis zum Zieljahr zwischenzeitlich eingeführten Neuerungen mit berücksichtigen muss. Das heißt auch, das der immer schneller werdende Fortschritt sich in manchen Bereichen selbst im Weg steht. Auch Grenzwerte hinsichtlich Lärm, Emission und Klimawirkung gibt es noch nicht.iv
Prognose für 2021: PKWs mit wasserstoffbetriebenen Verbrennungsmotoren sind weit verbreitet
2023: Verbrennungsmotoren werden durch Strombetrieb ersetzt.
Quellen
(i) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1248552/umfrage/anzahl-der-starlink-satelliten-im-all/#:~:text=5.737%20Starlink%2DSatelliten%20vom%20privaten,Starlink%2DSatelliten%20aus%20den%20USA.
(ii) https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Offshore-Windparks
(iii) https://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/endlager-suche-was-wie-viel-und-wohin-damit-die-deutsche-atommuell-bilanz-a-7a153ba3-029a-4e55-adaf-3312b7427d9e
(iv) https://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/endlager-suche-was-wie-viel-und-wohin-damit-die-deutsche-atommuell-bilanz-a-7a153ba3-029a-4e55-adaf-3312b7427d9e