Die Zeit des Nischendaseins bewusster Ernährung
Ende der 1970er Jahre gab es gerade einmal 100 BIO-Läden in ganz Deutschland. In den Supermärkten war BIO noch ein Fremdwort.
Selbst die USA hatten 2018 mit 5,8% einen höheren Anteil von Bio-Produkten am Lebensmittel-Gesamtumsatz als Deutschland (5,3%). Dänemark war mit über 11% das einzige Land über 10% [1].
Die Zeit des aufkommenden allgemeinen Bewusstseins für die Notwendigkeit nachhaltiger Lebensmittel-Produktion
Bis 2021 gab es einen stetigen Aufwärtstrend bis auf 7% Umsatzanteil. 2022 gab es dann durch den Ukraine-Krieg, die Energie-Krise und eine massiv steigende Inflation einen kurzen Einbruch [2]. Mitte 2023 setzte wieder die Erholung ein. [3]Prognose / Ziel: 2001 hat die damalige stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft in einem Interview des FOCUS die Einführung des Biosiegels verteidigt. Sie hatte damit das Ziel vor Augen, den Ökolandbau innerhalb bis 2011 auf 20% der landwirtschaftlichen Fläche zu erweitern (1999 waren es noch 2,9%). Zu einer ökologischen Landwirtschaft gehören Fruchtfolgen, Humuswirtschaft, Stärkung der pflanzeneigenen Abwehrkräfte, keine gentechnisch veränderte Organismen (GVO), Unkrautregulierung ohne Chemie und artgerechtere Tierhaltung.Realität: Leider wurden es dann bis 2011 doch nur 6% statt 20%. Offensichtlich waren die deutschen Verbraucher noch nicht so weit. Die Nachhaltigkeit hatte auf Seiten der Nachfrage zu dieser Zeit offensichtlich noch nicht genug Priorität. Im Jahr 2022 lag der Anteil gerade einmal bei rund 11 Prozent. [4]
Aktuelles Ziel: Bis zum Jahr 2030 soll die ökologisch bewirtschaftete Fläche auf 30% steigen [5]. Man will also den verpassten Trend aufholen.
Was bestimmt den Umsatz an Bio-Lebensmitteln?
Warum kaufen wir Bio-Lebensmittel?
Die Gründe für den Kauf von Bioprodukten sind vielfältig. Aus dem Öko-Barometer 2021 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft gehen diese in der Abbildung aufgeführten Prioritäten hervor. Seit der Erstellung des Barometers wird wohl auch die zunehmende Wahrnehmung der Klimaerwärmung einen Impuls zu verstärktem ökologischerem Handeln beigetragen haben.
Was beeinflusst unsere Prioritäten bei der Entscheidung für den Kauf von BIO-Produkten?
Meist sind es globale oder nationale Krisen, die unsere Motivation zu ökologischem Handeln verstärken. In der Vergangenheit haben in regelmäßigen Abständen Lebensmittelskandale dafür gesorgt, dass wir beispielsweise hochwertigeres Fleisch oder Gemüse kaufen. Rinderwahn, Schweine- und Vogelgrippen, Tierhaltungs- und Lagerungsskandale, Verunreinigungen durch Giftstoffe oder Bakterien (EHEC, Arsen im Reis oder Ähnliches) haben dazu beigetragen, dass wir vermehrt darauf schauen, was in unserem Einkaufswagen landet. In diesem Zusammenhang sind auch Behörden und Medien aufmerksamer geworden, die Standards und Tests für Lebensmittel wurden ausgeweitet. Dadurch traten weitere Risiken zu Tage. Insbesondere das Tierwohl ist inzwischen ein wichtiger Aspekt bei Kauf von Bio-Produkten.
Auch auf regionale Lebensmittel wird derzeit – in Zeiten der Klimakrise – verstärkt geachtet, denn den zusätzlichen CO2-Ausstoß durch weite Lieferstrecken gilt es zu vermeiden.
Wieviel BIO-Lebensmittel leisten wir uns?
Eine wichtige Einflussgröße für den Umsatz ist der Preis der ökologisch erzeugten Waren. Dieser ist bekanntermaßen hoch, da BIO-Lebensmittel viel mehr Kosten auf Seiten der Landwirtschaft verursachen.
Subventionen für Bio-Landwirte – in erster Linie durch Direktzahlungen pro Hektar Anbaufläche – sind das entscheidende Instrument der Regierung, den Preis durch ein größeres Angebot zu drosseln und so die Umsätze an Bio-Lebensmitteln und damit auch ihre Etablierung zu erhöhen. Aktuell sollen neue höhere ökologische Anforderungen durch Vorgaben der EU durchgesetzt werden.
Quellen
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Bio-Lebensmittel
[2] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/360581/umfrage/marktanteil-von-biolebensmitteln-in-deutschland/#:~:text=So%20lag%20der%20Marktanteil%20von,bei%20rund%206%2C3%20Prozent
[3] https://www.oekolandbau.de/service/newsletter/rss-feed/detailansicht/bio-im-fachhandel-2023-stabil-und-mit-guten-aussichten/#:~:text=Damit%20verzeichnet%20der%20Bio%2DFachhandel,somit%20eine%20stabile%20Entwicklung%20darstellt
[4] https://www.oekolandbau.de/landwirtschaft/biomarkt/oeko-flaeche-und-oeko-betriebe-in-deutschland/
[5] https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/essen-trinken/biolebensmittel#hintergrund